Neuropsychologie der atypischen Alzheimer-Erkrankungen
Di. 23.09.2025 13.00 bis 16.15 Uhr
8 Einheiten
Den Link zur Online-Veranstaltung finden Sie im Login-Bereich unter www.neuropsy.at/login direkt bei Ihrer Seminaranmeldung.
Klinische Psycholog:innen
Ziele
Bei den meisten Patient:innen mit Alzheimer-Krankheit stehen (Neu-)Gedächtnisstörungen im Vordergrund. Aber ein erheblicher Anteil, überrepräsentiert bei Fällen mit frühem Krankheitsbeginn, zeigt die ersten Defizite in anderen Domänen. Dies wird als „atypischer Phänotyp“ mit visuellen, sprachlichen, exekutiven, verhaltensbezogenen oder motorischen Funktionsstörungen bezeichnet.
Bisher wurden (und werden) diese Personen oft erst spät diagnostiziert; Fehldiagnosen (insbesondere i.S. psychiatrischer Erkrankungen und Burn-Out, aber auch anderer Demenzätiologien) sind häufig.
In diesem Vortrag werden die klinischen, bildgebenden und Biomarker-Profile sporadischer atypischer Varianten der Alzheimer-Krankheit anhand der aktuellen Literatur erörtert. Dazu gehören die posteriore kortikale Atrophie, die logopenische Variante der primär progressiven Aphasie, dysexekutive und verhaltensbezogene Varianten sowie das kortikobasale Syndrom.
Dies soll den Teilnehmer:innen die Erst- und Differentialdiagnose erleichtern und es so ermöglichen, maßgeschneiderte Informationen, angemessene Unterstützung/ Therapie sowie individuelle Behandlungspläne anzubieten.
Inhalt
Atypische Krankheitspräsentationen stellen besondere Ansprüche an die psychologische Diagnostik. Dies liegt vor allem daran, dass diese „Subtypen“ erst in den letzten beiden Jahrzehnten als eigenständige Entitäten konzeptualisiert wurden und Eingang in diagnostische Kriterien gefunden haben. Letztere unterliegen folglich noch einem stetigen Wandel, welcher u.a. auf Erkenntnissen neuerster bildgebender Verfahren und genetischer Analysen beruht.
Es wurden bereits bedeutende Fortschritte bei der Erkennung und Charakterisierung der syndromal unterschiedlichen Varianten der Alzheimer-Krankheit erzielt. Die Identifikation erfolgt anhand der vorherrschenden kognitiven und klinischen Merkmale: Früh einsetzendes amnestisches Syndrom, Aphasie, visuell-räumliche Beeinträchtigungen, dysexekutive und Verhaltensstörungen oder motorische Symptome. Einen sehr wichtigen Aspekt stellt in diesem ZH auch die Begriffsklärung dar – diese sollte immer auf der Ätiologie basieren und erfordert ein umfassendes Grundlagenwissen. Dabei muss uns aber auch bewusst sein, dass z.B. die Posteriore Kortikale Atrophie meist, aber nicht immer, dem Alzheimer-Spektrum zuzuordnen ist.
Dieses Seminar soll den Teilnehmer*innen einen umfassenden Überblick über die aktuelle Fachliteratur geben. Im Fokus stehen dabei Erkenntnisse aus bildgebenden Verfahren, Autopsie-Studien und genetischen Analysen.
Vertieft wird dies durch Fall- und Anwendungsbeispiele aus meiner 28jährigen klinischen Praxis.
Dadurch erhalten Sie die Möglichkeit die Diagnose atypischer Demenzerkrankungen im beruflichen Alltag besser zu meistern.
Vorkenntnisse
Das Seminar richtet sich gezielt an Psycholog:innen und Fachkräfte anderer Disziplinen, welche bereits über Vorerfahrungen in der Diagnostik/Behandlung Demenzkranker verfügen. Personen mit wenigen Vorkenntnissen wird zumindest der vorherige Besuch eines entsprechenden Grundlagen-Seminars empfohlen.
Literaturempfehlung
- Adams, C., Hendrie, K., James, M., & Tsai, P. H. (2023). It may not be so typical: Distinguishing Frontotemporal Dementia from behavioral variant Alzheimer's disease. The primary care companion for CNS disorders, 25(5), 22alz03400. doi.org/10.4088/PCC.22alz03400
- Donato, L., Mordà, D., Scimone, C., Alibrandi, S., D’Angelo, R., & Sidoti, A. (2023). How many Alzheimer–Perusini’s atypical forms do we still have to discover? Biomedicines, 11(7), 2035. doi.org/10.3390/biomedicines11072035
- Graff-Radford, J., Yong, K. X. X., Apostolova, L. G., Bouwman, F. H., Carrillo, M., Dickerson, B. C., Rabinovici, G. D., Schott, J. M., Jones, D. T., & Murray, M. E. (2021). New insights into atypical Alzheimer's disease in the era of biomarkers. The Lancet. Neurology, 20(3), 222–234. doi.org/10.1016/S1474-4422(20)30440-3
- Petersen, R. C., Wiste, H. J., Weigand, S. D., Fields, J. A., Geda, Y. E., Graff-Radford, J., Knopman, D. S., Kremers, W. K., Lowe, V., Machulda, M. M., Mielke, M. M., Stricker, N. H., Therneau, T. M., Vemuri, P., & Jack, C. R., Jr (2021). NIA-AA Alzheimer's disease framework: Clinical characterization of stages. Annals of neurology, 89(6), 1145–1156. doi.org/10.1002/ana.26071
- Polsinelli, A.J., & Apostolova, L.G. (2002). Atypical Alzheimer disease variants. Continuum(Minneap Minn),28(3),676-701. doi.org/10.1212/CON.0000000000001082
- Whitwell, J.L. (2024). Atypical clinical variants of Alzheimer’s disease: Are they really atypical? Front. Neurosci. 18:1352822.
doi.org/10.3389/fnins.2024.1352822
Seminarleitung
Anrechnung
NEUROPSY Weiterbildungscurriculum Klinische Neuropsychologie
Neuropsychologische Grundlagen (2 EH), Neuropsychologische Diagnostik (6 EH)
NEUROPSY Weiterbildungscurriculum Gerontopsychologie
Gerontopsychologische Diagnostik (4 EH)
GNP Akkreditierung (wird angesucht)
Curriculum der GNP vom 1.8.2007:
8 Stunden zu Punkt 09 Spezielle Neuropsychologie: Definition, Diagnostik und Therapie neuropsychologischer Störungsbereiche
Curriculum der GNP vom 1.12.2017:
8 Stunden zu Spezielle NPS: Störungsspezifische Kenntnisse
SVNP Anrechnung
8 Credits