(Neuro-)Psychologie im RZ Meidling
Das Rehabilitationszentrum Wien-Meidling ist eine von vier Rehabilitationseinrichtungen der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) in Österreich. Ursprünglich seit der Eröffnung 1968 ausschließlich der Rehabilitation Schädel-hirnverletzter gewidmet, gibt es seit 2020 nun zwei Rehabilitationsabteilungen mit unterschiedlichen Behandlungsschwerpunkten.
Abteilung 1 widmet sich der ambulanten Rehabilitation nach Monotrauma (Verletzungen der oberen bzw. unteren Extremitäten, Hand oder Wirbelsäule) sowie eine Complex Rehabilitation Care Unit (CRCU), welche sich stationär an prinzipiell rehabilitationsfähige Patient:innen mit speziellen Bedürfnissen, wie Heimbeatmung bei hoher Querschnittlähmung, Frührehabilitation nach Polytrauma mit erhöhtem Komplikationsrisiko und/oder speziellen medizinischen bzw. pflegerischen Bedürfnissen richtet. Im Rahmen eines multidisziplinären Therapieprogramms reichen die Tätigkeitsschwerpunkte der klinischen Psycholog:innen hier vom niederschwelligen Beratungsangebot bis hin zur intensiven psychologischen Behandlung zur Unterstützung der Unfallverarbeitung, Schmerzbewältigung etc. und Betreuung der Angehörigen.
Abteilung 2 befasst sich unverändert mit Patient:innen nach Schädel-Hirn-Trauma (Phasen B, C, D und E), die stationär oder im tagesklinischen Setting behandelt werden. Die Behandlungsdauer variiert je nach Schweregrad von 4 Wochen bis zu mehreren Monaten mit dem Ziel der Wiedereingliederung in die Gesellschaft und ins Berufsleben.
Da die AUVA als Versicherungsträger in ihren Rehabilitationszentren überwiegend Patient:innen nach Arbeitsunfällen bzw. Berufskrankheiten behandelt, kommt neben der Rehabilitation auch der Begutachtung der Unfallfolgen (zur Einschätzung der Minderung der Erwerbsfähigkeit, Rentenleistung) eine bedeutende Rolle zu. Ein Schwerpunkt der neuropsychologischen Tätigkeit liegt dementsprechend in der neuropsychologischen Diagnostik und Quantifizierung kognitiver Störungen (Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Exekutivfunktionen etc.) sowie Persönlichkeits- bzw. Verhaltensänderungen (Stimmung, Affekte, etc.) nach einem Schädelhirntrauma (ICD-10: F07.2 „organisches Psychosyndrom nach Schädelhirntrauma“).
Darüber hinaus findet seit 2022 auch die neuropsychiatrische Begutachtung von Long Covid Patient:innen in unserem Hause statt, die eine neuropsychologische Abklärung beinhaltet.
Das therapeutische Angebot wird individuell je nach Beeinträchtigungen bzw. Bedürfnissen (ICF-orientiert) erstellt und im multidisziplinären Team – bestehend aus Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Psychologie, Orthoptik, Sozialarbeit, Kreativtherapien etc. – laufend evaluiert. Fixer Bestandteil des psychologischen Angebots ist ein intensives Neurotraining, das im täglichen Einzelsetting sowie in der Gruppe durchgeführt wird. Ergänzt wird dieses Angebot im interdisziplinären Setting von Musiktherapeut:innen (u.a. altorientalische Musiktherapie), die insbesondere bei Patient:innen mit reduzierter Wachheit und stark eingeschränkter Belastbarkeit die allgemeine Aktivierung, den frühen Kommunikationsaufbau und die emotionale Stimulation fördern.
Darüber hinaus zählen auch die klinisch-psychologische Beratung und Behandlung sowohl der Patient:innen als auch der Angehörigen zum Aufgabenbereich der Klinischen (Neuro-)Psychologie, um diese bestmöglich im Umgang mit der veränderten Lebenssituation zu unterstützen.